Wald wird gerodet und aufgeforstet

Während 30 Jahren soll im Nutzenbuecherwald zwischen Gossau und Oberbüren eine Deponie betrieben werden.

 «Ich darf bei diesem komplexen Vorhaben (Aushubdeponie im Wald) die verschiedenen Verfahren leiten und habe den Raumplanungsbericht mit Interessenabwägung geschrieben.»

 

Bild: : Michel Canonica
Ein Teil des Fichtenwaldes soll zur Deponie für nicht verschmutztes Aushubmaterial werden.
Rita Bolt

«Wir achten darauf, dass im Wald weiterhin genügend Lebensraum für Tiere bestehen bleibt», sagt Urs Koch vom gleichnamigen Strassen- und Tiefbauunternehmen in Appenzell. Er plant seit 2014 im Nutzenbuecherwald den Bau einer Deponie für nicht verschmutztes Aushubmaterial. Zwei Drittel der geplanten Deponie liegen auf Gossauer Boden, ein Drittel gehört zur Gemeinde Oberbüren. Es wäre eine der ersten Deponien in einem Wald.

Es werde aber nicht das gesamte Waldgebiet benötigt und der Wald sei immer zugänglich, sagt Koch weiter. Details über die Deponie Nutzenbuecherwald wurden an einer Informationsveranstaltung im Gossauer Fürstenlandsaal erklärt. Das Mitwirkungsverfahren für die Bevölkerung ist eröffnet und sie kann sich noch bis am 15. Juli in den Prozess einbringen.

Die Deponie Nutzenbuecherwald soll maximal 30 Jahre in Betrieb sein. Das Volumen beträgt etwa 3,4 Millionen Kubikmeter nicht verschmutztes Aushubmaterial. Beispielsweise Material, das beim Bau eines Einfamilienhauses, bei Gewerbe- und öffentlichen Bauten oder bei Strassensanierungen anfällt. «Erde, Lockergestein wie Kies und Sand oder Ton», erklärt Koch. «Ausschliesslich natürliches, mineralisches Gestein.» Der Appenzeller rechnet je nach Konjunktur mit einer jährlichen Anlieferung von etwa 150000 Kubikmeter Material. Mit dieser Deponie biete das Unternehmen eine langfristige Lösung für den regionalen Deponienotstand.

 

Fichtenwald hat geringen ökologischen Wert

Bevor eine Deponie gebaut werden kann, muss ein Teil des Waldes gerodet werden. Als er das Projekt 2018/2019 zum ersten Mal gesehen habe, sei er erschrocken, weil 30 Hektaren Wald gerodet werden müssten, sagte Gossaus Stadtpräsident Wolfgang Giella am Info-Anlass. Heute, drei Jahre später, spricht er von einem «seriösen und guten Projekt». Dieser Aussage schliesst sich auch Pro Natura St.Gallen-Appenzell an. «Der Nutzenbuecherwald ist ein Fichtenwald und von geringem ökologischen Wert», sagt Geschäftsführerin Corina Del Fabbro. Zudem sei es eine temporäre Rodung; der Wald werde sukzessive wieder aufgeforstet. Die Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen seien in genügendem Ausmass und genügender Qualität geplant. Ueli Strauss, Raumplaner aus Wittenbach, erklärt: «Es wird ein Mischwald entstehen. Mit Eichen, Buchen, Ahorn, Nadelhölzer und vielem mehr.»

Mit dem Mischwald entstehe eine Lebensraumaufwertung vor allem für Tiere, sagt Stefan Dudli, Unternehmensberater der Koch AG und passionierter Jäger. Die Rehe beispielsweise hätten im Fichtenwald kaum Rückzugsmöglichkeiten und da der Wald ein Naherholungsgebiet für Spaziergänger mit Hunden sei, seien die Waldtiere gestresst. Als Vertreter der Jagdgesellschaften ist er ebenfalls in die Standortsuche für eine Deponie involviert gewesen und er hat den Nutzenbuecherwald mit initiiert und favorisiert. «Weil mit diesem Fichtenwald sowieso etwas hätte geschehen müssen.»

Die Deponie würde in zwei Etappen mit sieben Unteretappen realisiert. Im Projekt vorgesehen sind zwei aufgeschüttete Hügel mit einer Höhe von 23 und 37 Metern. Durch den etappenweisen Bau könnte der Nutzenbuecherwald weiterhin von Mensch und Tier benutzt werden.

 

«Nur natürliches, mineralisches Gestein kommt in die Deponie.»

Urs Koch, Geschäftsführer Koch AG

 
Beide Deponien mit Autobahnanschluss

Im Kantonalen Richtplan ist aber nicht nur die Deponie Typ A im Nutzenbuecherwald eingetragen, sondern in unmittelbarer Nähe die Deponie Typ B, im Radmoos. Beim Typ B handelt es sich um Bauabfälle und leicht verschmutzten Aushub. Betreiberin der projektierten Deponie Typ B im Radmoos ist das Flawiler Entsorgungsunternehmen Brunner Umweltservice AG. Während etwa 25 Jahren würde die Deponie auf einer Fläche von rund 19 Hektaren betrieben.

Derzeit laufe erneut ein Mitwirkungsverfahren: Gewässeröffnung und Schutzverordnung hätten angepasst werden müssen, sagt Gossau Stadtentwickler René Haefeli. Die Auflage sei für November/Dezember geplant. Für das Vorhaben Deponie Nutzenbuecherwald sind weitere Grundlagen erforderlich, insbesondere ein Sondernutzungsplan Deponie und eine Rodungsbewilligung mit Aufforstungsplan. Ebenfalls gehört eine positive Umweltverträglichkeitsprüfung durch den Kanton dazu.

Beide Deponien sind an der Kantonsstrasse Gossau-Oberbüren geplant, beide beim Autobahnanschluss Gossau-West. «In unmittelbarer Nähe sind keine Siedlungsgebiete», sagt Urs Koch. Und die Zunahme des Verkehrs sei gering. Er rechnet von der Deponie Nutzenbuecherwald zum Eichen-Kreisel mit einer Zunahme von einem Prozent.

Originalartikel erschien im NBW Tagblatt am 17. Juni 2022

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